Ich hätte das Buch ja nie gelesen… „Ein Buch gegen das Alleinsein“ – ich bin nicht allein (und war es Gott sei Dank auch nie) – und warum sollte ich ein Buch über Depressionen von einem Comedian lesen?
Und ich gebe auch gerne zu:
Ein Teil von mir ist echt mega genervt – genervt davon, dass alle fünf Comedians, bei denen ich im letzten Jahr war, über ihre psychischen Probleme in ihrem Programm reden.
... Haben denn jetzt alle Depressionen und Co.?
Ein Satz, den ich fast jedes Mal höre, wenn ich jemandem von diesem Buch erzähle.
Ein Satz, der suggeriert, psychische Diagnosen seien etwas, das man sich zulegt, um dazu zu gehören – um damit Geld zu machen…
… und ja, ich gebe zu, alle fünf Comedians, die ich mir zuletzt angeschaut habe, reden über ihre psychischen Probleme. (An dieser Stelle: Die Psycho-Zugabe von Alain Frei ist die witzigste – sorry, Maxi).
Den Trugschluss, den du daraus nicht ziehen solltest, ist: Depression und Co. betreffen hauptsächlich Künstler…
– Nein.
Aber sie „dürfen“ darüber reden.
Glaubst du nicht?
Dann fühl dich mal hier kurz rein:
„Grüß Sie, Dr. Huber – ich bin Ihr behandelnder Arzt. Ich werde die Operation Ihres Herzens vornehmen. Wie geht es Ihnen?“
„Danke, ganz gut – bin nur etwas nervös und habe Angst.“
„Das verstehe ich gut, das kenne ich – ich habe Depressionen und ab und zu mal eine Panikattacke. Aber keine Sorge, ich bin in Therapie und mir geht es aktuell gut. Sind Sie nüchtern? Dann würden wir mit den OP-Vorbereitungen starten!“
– Stille –
Und wenn du dich jetzt dabei ertappt hast, wie du ein ungutes Gefühl bekommen hast, dann weißt du, warum mehr Comedians über ihre psychischen Diagnosen sprechen als Herzchirurgen.
Was aber nicht bedeutet, dass sie weniger oft betroffen sind. In Österreich erkrankt jeder Fünfte im Laufe seines Lebens mindestens einmal daran (glücklicherweise ist nicht jede Depression chronisch) –
und jeder Zweite (ALSO 50%!) ist mindestens einmal im Leben von irgendeiner psychischen Erkrankung betroffen.
Wusstest du, dass in Österreich Suizid sowohl bei Männern als auch bei Frauen bis zum 50. Lebensjahr eine der häufigsten Todesursachen ist? In der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre sogar die zweithäufigste.
Und ja, ich gebe gerne zu – ich hätte das Buch nicht gelesen bzw. gehört, wenn ich nicht noch einiges an Audible-Guthaben übrig gehabt hätte.
Und jetzt bin ich froh – und vor allem dankbar.
Und da muss ich ihm absolut recht geben – einer der wichtigsten Schritte (wenn nicht der einzig wirklich wichtige) raus aus der Depression (und anderer psychischer Probleme) ist eine neue Perspektive – eine Einsicht (oder gerne auch mehrere).
Die Hoffnung, Raum und Wege schafft.
Maxi schafft es in seinem Buch, so viele Möglichkeiten zu schaffen, zu verstehen und neue Perspektiven zu finden.
„Stell dich zur Verfügung! – bleib sitzen und lass sie kommen.“
Stand-up-Comedian & Mensch
Oder um es mit den Worten von Vera Birkenbihl zu sagen:
„Es kommt nicht darauf an, was ich sage – sondern was es in dir auslöst.“
Und genau deswegen gibt es diesen Artikel – weil ich seine Bilder und Metaphern einfach für eine großartige Möglichkeit sehe, dass es in dir etwas auslöst
in dir etwas in Bewegung bringt.
Kümmere dich nicht darum, was ich schreibe oder was Maxi gemeint haben könnte und gefühlt haben könnte.
Sei neugierig auf das, was es mit dir macht – was du daraus ziehen kannst.
Weil unser Gehirn immer in Bildern denkt, finde ich, dass man mit neuen Bildern am leichtesten neue Einsichten schaffen kann.
Das sind meine Lieblingsbilder aus dem Buch:
1 - Der Film ist nicht schlecht
Die Blicke treffen sich, sie wissen es beide – der erste Kuss steht kurz bevor… die Annäherung, ihre Lippen kommen immer näher… zack, bum, das Auto explodiert und sie müssen doch noch schnell die Welt retten…
Egal, auf welche Filme du stehst – wenn du ihn dir in halber Geschwindigkeit, in Schwarz-Weiß und mit schlechtem Empfang anschaust, ist er schlecht.
- Liegt das am Film? – Nein.
- Liegt es an dir? – Nein.
- Ist das Gerät kaputt? – Nein.
Der Fernseher ist einfach nur nicht richtig eingestellt. Blöd ist, wenn du es nicht weißt, dann hältst du nämlich tatsächlich den Film für schlecht und alle Menschen um dich herum verstehen nicht, wie du diesen Film furchtbar finden kannst (deren Geräte sind ja „richtig“ eingestellt).
Ja, dass, was du in einer depressiven Phase siehst, ist ein verzerrtes Bild. Ich finde diese Betrachtung extrem befreiend, weil es deutlich macht – du kannst etwas verändern.
Wäre der Film schlecht, hättest du nicht viele Optionen – du kannst nicht in Hollywood anrufen und die drehen den Film neu – aber sobald du erkennst: „Wenn ich mein (internes) TV-Gerät, aka Kopfkino, anders einstelle, wird der Film besser“ – begegnest du einer Superkraft: der Selbstwirksamkeit.
2 - Depression ist ein Fulltime-Job
„Du musst doch nur mal rausgehen – am besten in den Wald mit deinem Hund – und dann geht’s dir sicher besser…“
Ich könnte jedes Mal im Kreis kotzen, wenn jemand mit so wahnsinnig (nicht) hilfreichen Ideen um die Ecke kommt. Ein zweiter Favorit von mir: „Ja, manchmal muss man sich halt zusammenreißen…“
Was den meisten Menschen aber nicht bewusst ist: Was von außen vielleicht so aussieht, als würde man „faul im Bett liegen und nichts auf die Reihe bekommen“, ist in Wahrheit, wie Maxi Gstettenbauer es so treffend beschreibt, ein Fulltime-Job.
Nicht nur, dass du 24/7 mit deinen negativen Gedanken, Zweifeln und Ängsten beschäftigt bist, auch dein Körper ist dauerhaft überbelastet.
So haben Wissenschaftler herausgefunden, dass bestimmte Gehirnregionen bei Depression vergrößert sind.
Dein Stresssystem läuft permanent auf Hochtouren. Deswegen sind diese Phasen auch so wahnsinnig erschöpfend und ermüdend.
Also, wenn du dir das nächste Mal Vorwürfe machst à la „Wovon bin ich müde – ich hab gar nichts gemacht“, dann denk daran! – Depression ist ein Fulltime-Job.
3 - „Wir von Eurowings hoffen, dass wir gut ankommen...“
Sicherlich ein Satz, den keiner von einem Piloten hören will, oder?
Und trotzdem soll Hoffnung so wichtig sein? Maxi schafft es in dem Buch, den Spagat zwischen passivem hoffen und aktiver Hoffnung zu beschreiben.
Weil auch wenn es „grammatikalisch falsch“ ist – Hoffnung ist genauso wie Liebe und Vertrauen ein „Tun-Wort“.
All diese Tugenden entstehen dadurch, dass wir sie leben. Es wird der Tag nicht kommen, an dem du von Amazon eine Portion Hoffnung geliefert bekommst, sie schluckst und alles ist prima.
Und alles beginnt mit dem richtigen Verständnis. Wenn du das in dir gefunden hast – kannst du sie nutzen, wird sie dich antreiben und dir aus dem Sumpf helfen.
Wenn du nicht weißt, wo du am besten anfangen sollst – hol dir mein kostenloses E-Book.
4 - Der Mann mit der Farbtafel
Dieses Bild beschreibt so gut, wie sinnlos jede Frage nach Schuld ist.
Schuld und Selbstvorwürfe sind treue Begleiter der Depression. Immer wieder diese Fragen:
- „Warum ich?
- Warum bin ich so, wie ich bin?
- Warum hab ich nicht…?
- Warum kann ich nicht…?“
All das sind Fragen, die so sinnlos sind wie die Frage „Warum ist blau meine Lieblingsfarbe?“ Du hast sie dir nicht bewusst ausgesucht, oder?
EBEN!
So hast du dir auch die Depression oder andere psychische Probleme nicht bewusst ausgesucht – da stand keine verkleidete Hexe vor deiner Tür:
„Wollen Sie Depressionen kaufen? – Ganz billig!“ – und du hast gesagt: „Oh, na wenn die im Angebot ist, nehme ich sie.“
UND SELBST WENN…
Würde es deine aktuelle Lage nicht verbessern, wenn du dich fragst, „was gewesen wäre, wenn du die Hexe einfach weggeschickt hättest…“
Schuld ist für den Arsch – sie hilft nicht – niemand.
-> im Gegensatz zur Verantwortung. Die darfst du übernehmen – wenn du willst – die Verantwortung für deine Zukunft. Du darfst sagen:
„Ok, blau ist meine Lieblingsfarbe -> was mache ich jetzt damit? Wie gestalte ich damit mein Leben bestmöglich?“
Oder eben:
„Ok, ich habe Depressionen – was mache ich jetzt damit? Wie gestalte ich damit mein Leben bestmöglich oder werde sie wieder los!? “
5 - Depression – Kopfgeldjäger mit Zinseszinseffekt.
Als ich das Kapitel gelesen habe, hatte ich sofort ein Bild im Kopf:
„Wanted“ – so klassisch im Western-Stil. Einfach weil unser Gehirn in Bildern denkt.
z.B. wenn ich sage: „Denk an dein Auto“ -> siehst du ein Bild deines Autos vor deinem geistigen Auge. – So ist unser Gehirn programmiert.
Nur ist unser Gehirn nicht etwa wie ein Fotoapparat, der ausschließlich das bildlich festhält, was vor uns steht. Nein, unser Gehirn speichert die Bilder so ab, wie es will (aufgrund von Erfahrungen, Glaubenssätzen usw.), inklusive Emotionen.
Stell es dir eher vor wie Photoshop.- Über jede deiner Erinnerungen & Erfahrungen liegt ein Filter (dein Paradigma) – immer.
Bei einer Depression ist es ungefähr so als hättest du dir zusätzlich noch ein richtig schlechtes PreSet downgeloadet, das dir die Farben klaut und verzerrt.
Als Beispiel:
Wenn ich dir ein Foto von einem Weihnachtsbaum zeige, sehen wir beide dasselbe und haben wahrscheinlich wenig emotionale Reaktionen dabei.
Wenn ich aber sage: "Lass uns an einen Weihnachtsbaum denken" – siehst du (geistig) einen anderen als ich. Je nach deiner Einstellung und Erfahrung zu Weihnachten wirst du dabei schöne Emotionen haben oder nicht.
Das Problem bei Depression ist nur, dass unser Gehirn dann alle Erlebnisse absolut verzerrt abspeichert, inklusive beschissener Gefühle dazu.
Und wie ein Kopfgeldjäger bringt dir die Depression auch immer wieder diese negativen Bilder und Gefühle. Indem wir diesen glauben schenken, fühlt sich unser Gehirn bestätigt und liefert noch mehr von dem Müll – Zinseszinseffekt.
Was uns gleich zum nächsten Bild führt:
6 - Dein Kopf ist keine ernst zu nehmende Quelle
Auch dann nicht, wenn du keine Depressionen hast. Nur weil deine Gedanken gerade Flickflack schlagen und dir dein Kopf erzählen will, dass sowieso alles sinnlos ist, die Welt schlecht und wir hier eh alle nur auf den Tod warten – stimmt das nicht!
Wie oben bereits erwähnt, ist jeder deiner unbewussten Gedanken eingefärbt aufgrund von Erfahrungen, Glaubenssätzen oder eben auch Krankheiten wie Depression.
Du musst nicht alles glauben, was du denkst – und du musst auch nicht alles annehmen. So wie du nicht alles annehmen musst, was dir eine Freundin erzählt.
Wenn deine Freundin sagt: "Mir gefallen schwarze Haare nicht", kannst du einfach sagen: "Interessant – mir gefallen sie gut."
Und wenn dein Kopf sagt: "Alles ist sinnlos und scheiße", kannst du sagen: "Interessant – ich möchte heute trotzdem fröhlich sein."
Ich zum Beispiel singe (meist gedanklich) "Aramsamsam", wenn mein Kopf anfangen will, mir negative Geschichten zu erzählen. Bei mir starten diese meist mit dem Satz "Weißt du, was mich nervt…"
Wenn ich dann nichts tue, geht es los mit einer Aufzählung, danach kommt es meist zu internen Streitgesprächen usw., bis meine Laune einfach nur noch scheisse ist.
Deswegen habe ich mir angewöhnt, sofort wenn ich diesen Satz (intern) höre, "Aramsam" zu singen. Spätestens nach der zweiten Runde ist wieder Ruhe im Kopf und ich kann meinen Fokus und meine Gedanken bewusst auf das ausrichten, was ich gerade wirklich tun will.
Du wirst sehen, je seltener du den Kopfgeldjäger bezahlst, desto seltener wird er dir negative Bilder bringen.
Nein, natürlich funktioniert das nicht von heute auf morgen – es ist ein Prozess, aber es funktioniert.
Ruhe im Kopf!
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# 7: Der Barkeeper im Kopf baut Bullshit
Viele Frauen kennen das Phänomen auch ganz ohne Depression.
Kurz bevor du deine Tage bekommst oder natürlich auch während der Schwangerschaft.
Zack, und aus dem Nichts heulst du, bist furchtbar traurig oder gerne auch wütend. Das passiert immer dann, wenn der Barkeeper in deinem Kopf Scheiße gebaut hat.
Oder anders: dein interner Hormonhaushalt spielt verrückt.
Bei Depression passiert das auch oft – dann helfen auch keine "Fakten". Gegen Gefühle helfen keine "Fakten" und schon gar nicht, wenn der Hormonhaushalt gerade Kirtag hat.
Einer heulenden Schwangeren würde wohl kein Mann, der sein Leben liebt, raten, spazieren zu gehen 😉
Und wenn so ein Moment da ist, dann heißt es einfach abwarten und bestmöglich für dich zu sorgen.
[Bonus : Das passiert wenn du mit einer Taube Schach spielst! ]
Ich liebe diese Metapher – sie kommt nicht von Maxi Gstettenbauer selbst, sondern von seiner Frau Eva Gstettenbauer, die das letzte Kapitel geschrieben hat.
An dieser Stelle ein großes Kompliment an sie und alle Angehörigen, die die Kraft und die Liebe aufbringen, ihr Leben mit einem kranken Menschen zu teilen.
Ich finde, jeder, ob Angehöriger oder Betroffener, sollte dieses Kapitel lesen oder noch besser hören. Zum einen, weil es nochmal tolle Tipps und Impulse aus einer anderen Perspektive bietet.
Aber noch wichtiger, weil
Ja, mir ist klar, dass so eine Hörbuchaufnahme nicht spontan ist und wahrscheinlich ein paar Mal wiederholt wird.
Und trotzdem klingt in ihrer Stimme so viel Liebe.
Gerade mit Depression und anderer Psychoscheiße kannst du dir vielleicht nicht vorstellen, dass du geliebt werden kannst.
Wenn du hörst, wie sie spricht, dann kannst du es spüren.
Sie liebt ihn – und so wie sie ihn liebt, hast auch du es verdient, geliebt zu werden.
Ist wirklich das ganze Buch toll?
Wie du dir sicher denken kannst, empfehle ich dir zu 100%, dieses Buch zu lesen.
Und dennoch –
Es gibt einige Meinungen und Aussagen, mit denen ich "gar nicht kann" und die mich beim ersten Mal auch furchtbar aufgeregt haben.
Was ich getan habe?
MEIN Thema gesucht – und daran gearbeitet.
Es ist relativ einfach, da ich zu 100% ausschließen kann,
dass Maxi in seiner Schreibstube saß und sich gedacht hat:
"Ooohhh, was könnte ich jetzt schreiben, dass die Daniela aus Wien aufregt."
Daraus ergibt sich, dass es kein persönlicher Angriff ist, dass Maxi diese Absätze nicht geschrieben hat, um mich zu treffen – also wenn der "Angriff" nicht von außen / meinem "Gegenüber" kommt, muss es wohl in mir sein…
(denke an die 10 Sekunden Regel)
Gerade bei Büchern, Filmen, Shows finde ich es so deutlich zu erkennen, dass es nicht das Gegenüber ist,
das uns aufregt – sondern immer unsere eigenen inneren Themen.
Welche Aussagen das waren? – ist für diesen Artikel vollkommen irrelevant.
Warum sollte ich meine Energie und deine Aufmerksamkeit auf die 10% lenken, die mir nicht gefallen haben (weil sie MEINE Themen getriggert haben)?
Deswegen:
lies das Buch und finde heraus,
was es in dir auslöst!
Ich freue mich auf deine Bilder, Erkenntnisse und Kommentare.
Daniela
PS: Um zu erfahren, wie es ist, mit einer Taube Schach zu spielen, musst du es selber lesen 😉
PPS: Um dem Recht genüge zu tun (als wäre uns das nicht mittlerweile eh klar) – sind die Verlinkten Produkte mit Affilantes hinterlegt. Dass bedeutet, wenn du über einen meiner Links etwas kaufst, bekomme ich eine kleine Provision.
Weitere Rezessionen
Du bist dir immer noch nicht sicher ob du dieses Buch kaufen sollst?
Dann habe ich hier noch ein paar weitere begeistere Leserstimmen für dich: